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2024

 

 

Ralph Waldo Emerson – Self-Reliance (1841)

[Eigenständigkeit, Eigenverantwortung, Selbständigkeit, Selbstvertrauen]

 

       Emerson_by_Johnson_1846-crop-Colorized

1846 - Emerson im Alter von 43 - Um die Zeit, als  er seinen Essay “Self-Reliance” schrieb (die üblichen Angeben sind 1841). Der Ursprung des Bildes ist eine Kohlezeichnung von Eastman Johnson (Lizenz siehe Wikimedia). Die schöne Colorierung habe ich bei “My Heritage” herstellen lassen.

 

 

 

Ich benutze hier Textstellen aus der folgenden Ausgabe:

 

THE WORKS

OF

RALPH WALDO EMERSON

VOL. II.

 

ESSAYS

BY

RALPH WALDO EMERSON

 

London-1cm

MACMILLAN AND CO. 1883

 

Und zwar aus den „First Series“ den zweiten Essay  „Self-Reliance“ S.35-72.

Das Buch wurde von Google digitalisiert und findet sich im „Internet Archive“ unter „European Libraries“. Die Übersetzungen stammen weitgehend vom Google Chrome-Browser mit Ergänzungen, Korrekturen bzw. Veränderungen von mir selber (Manfred Aulbach, 10.07.2024)

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BING:

< “Self-Reliance” ist ein Essay von Ralph Waldo Emerson, der 1841 veröffentlicht wurde. In diesem Werk setzt sich Emerson mit Individualismus und Selbstvertrauen auseinander und plädiert für die Bedeutung des Vertrauens in sich selbst und das eigene Urteilsvermögen.

Emerson argumentiert, dass die Gesellschaft oft versucht, Individualität zu unterdrücken und stattdessen Konformität und Mittelmäßigkeit fördert. Er ermutigt die Leser, ihre eigenen einzigartigen Gedanken und Ideen anzunehmen, auch wenn sie von denen der Mehrheit abweichen. Dabei betont er die Wichtigkeit der Selbstständigkeit – die Fähigkeit, auf das eigene Urteilsvermögen und die innere Führung zu vertrauen, anstatt andere um Rat oder Bestätigung zu bitten. Emerson ist der Ansicht, dass dies der Schlüssel zu einem erfüllten Leben ist und ermöglicht, das volle Potenzial zu entfalten.

In verschiedenen Lebensbereichen – sei es in der Ausbildung, bei der Arbeit oder in Beziehungen – sollten Menschen danach streben, sich selbst zu versorgen und für ihr Glück oder ihren Erfolg nicht von anderen abhängig zu sein. Self-Reliance ist somit ein Aufruf zur Individualität und zum Vertrauen in das eigene Urteilsverm￶gen, um authentisch und selbstbestimmt zu leben.

Ralph Waldo Emerson, ein amerikanischer Essayist, Philosoph und Dichter des 19. Jahrhunderts, gilt als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der amerikanischen Literatur und Philosophie. Seine Ideen sind auch heute noch relevant und inspirierend.>

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Nicht alles in dem Text finde ich gut! Doch es gibt in dem Essay zahlreiche hervorragende Ideen, die nach meiner Ansicht  für einen weltoffenen, kritischen und geistig produktiven Menschen von Relevanz sind. Hier nun diverse Zitate:

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A man should learn to detect and watch that gleam of light which flashes across his mind from within, more than the lustre of the firmament of bards and sages. (S.37)

Ein Mensch sollte lernen, den Lichtstrahl, der von innen durch seinen Geist blitzt, stärker zu erkennen und zu beachten als den Glanz des Firmaments der Barden und Weisen.

 

There is a time in every man's education when he arrives at the conviction that envy is ignorance; that imitation is suicide; that he must take himself for better, for worse, as his portion; that though the wide universe is full of good, no kernel of nourishing corn can come to him but through his toil bestowed on that plot of ground which is given to him to till. The power which resides in him is new in nature, and none but he knows what that is which he can do, nor does he know until he has tried. (S.38)

Es gibt einen Zeitpunkt in der Entwicklung eines jeden Menschen, an dem er zu der Überzeugung gelangt, dass Neid Unwissenheit ist; dass Nachahmung Selbstmord ist; dass er sich selbst im Guten wie im Schlechten als sein Los betrachten muss; dass, obwohl das weite Universum voller Gutes ist, kein Maiskorn nährender Nahrung zu ihm gelangen kann, außer durch seine Mühe, die er auf dem Stück Land verrichtet, das ihm zur Bewirtschaftung gegeben wurde. Die Kraft, die in ihm steckt, ist neu in der Natur, und niemand außer ihm weiß, was er fertigbringen kann, und er weiß es auch nicht, bis er es versucht hat.

 

A man is relieved and gay when he has put his heart into his work and done his best (S.38/39)

Ein Mann [Mensch] ist erleichtert und fröhlich, wenn er sein Herz in seine Arbeit gesteckt und sein Bestes gegeben hat

 

Society everywhere is in conspiracy against the manhood of every one of its members. (…) The virtue in most request is conformity. Self-reliance is its aversion. It loves not realities and creators, but names and customs. Whoso would be a man must be a nonconformist. He who would gather immortal palms must not be hindered by the name of goodness, but must explore if it be goodness. Nothing is at last sacred but the integrity of your own mind. (S.41)

 

Die Gesellschaft überall ist in geheimer Verabredung gegen die Männlichkeit [Courage, Ernsthaftigkeit] jedes ihrer Mitglieder. (…) Die am meisten geforderte Tugend ist Konformität. Eigenständigkeit ist ihre Abneigung. Sie liebt nicht Realitäten und Schöpfer, sondern Namen und Bräuche. Wer ein Mann sein will, muss ein Nonkonformist sein. Wer Unvergängliches erreichen will, darf sich nicht durch irgendeine Qualitäts-Bezeichnung behindern lassen, sondern muss herausfinden, ob es von wirklicher Qualität ist. Nichts ist letztlich heilig, außer der Integrität deines eigenen Geistes.

 

I ought to go upright and vital, and speak the rude truth in all ways. If malice and vanity wear the coat of philanthropy, shall that pass? If an angry bigot assumes this bountiful cause of Abolition, and comes to me with his last news from Barbadoes, why should I not say to him, "Go love thy infant; love thy wood - chopper: be good-natured and modest: have that grace; and never varnish your hard uncharitable ambition with this incredible tenderness for black folk a thousand miles off. Thy love afar is spite at home." Rough and graceless would be such greeting, but truth is handsomer than the affectation of love. Your goodness must have some edge to it, — else it is none. (S.42)

 

Ich sollte aufrecht und vital sein und in jeder Hinsicht die reine Wahrheit sagen. Wenn Bosheit und Eitelkeit den Mantel der Philanthropie [menschenfreundliches Denken] tragen, soll das dann so einfach durchgehen? Wenn ein wütender Fanatiker sich dieser großzügigen Sache der Abschaffung annimmt und mit seinen letzten Nachrichten aus Barbados zu mir kommt, warum sollte ich ihm dann nicht sagen: „Geh und liebe dein Kind; liebe deinen Holzfäller; sei gutmütig und bescheiden; habe den Anstand und beschönige niemals deinen harten, lieblosen Ehrgeiz mit dieser unglaublichen Liebe für Schwarze, die tausend Meilen entfernt sind. Deine Liebe in der Ferne ist Bosheit in der Heimat.“  Rau und unhöflich wäre ein solcher Gruß, aber die Wahrheit ist schöner als das Erheucheln von Zuneigung oder Freundschaft. Deine Güte muss eine gewisse Schärfe haben - sonst ist sie keine.

 

Emancipation Negroes-1000-Colorized

Aus “Internet Archive

 

I do not wish to expiate, but to live. My life is for itself and not for a spectacle. I much prefer that it should be of a lower strain, so it be genuine and equal, than that it should be glittering and unsteady. I wish it to be sound and sweety and not to need diet and bleeding. (S.43)

Ich möchte nicht abbüßen [oder sühnen], sondern leben. Mein Leben ist für sich selbst und nicht für ein Schauspiel. Mir ist es viel lieber, dass es von niedriger Art ist, also authentisch [aufrichtig, unverfälscht, ungekünselt] und gleichmäßig [gelassen], als dass es glitzernd und unstetig ist. Ich möchte, dass es gesund [vernünftig, solide, intakt, sauber, reell, unbeschädigt] und süß ist und keine Diät und kein Bluten braucht.

 

What I must do is all that concerns me, not what the people think. This rule, equally arduous in actual and in intellectual life, may serve for the whole distinction between greatness and meanness. (S.44)

Was ich tun muss, ist alles, was mich interessiert, nicht, was die Leute denken. Diese Regel, die im wirklichen wie im intellektuellen Leben gleichermaßen beschwerlich [anstrengend, mühselig, schwierig] ist, kann [dürfte, könnte] grundsätzlich für die Unterscheidung zwischen Größe und Gemeinheit dienen.

 

Do your work, and you shall reinforce yourself.

Mach deine Arbeit und neue Kräfte werden dich stärken. (S.44)

 

Well, most men have bound their eyes with one or another handkerchief, and attached themselves to some one of these communities of opinion. This conformity makes them not false in a few particulars, authors of a few lies, but false in all particulars. Their every truth is not quite true. Their two is not the real two, their four not the real four; so that every word they say chagrins us, and we know not where to begin to set them right. (S.45)

Nun, die meisten Menschen haben ihre Augen mit dem einen oder anderen Taschentuch verbunden und sich einer dieser Mei nungsgemeinschaften angeschlossen. Diese Übereinstimmung macht sie nicht in einigen Einzelheiten zu Lügnern und zu Autoren einiger Lügen, sondern in allen Einzelheiten zu Lügnern. Alles was sie als Wahrheit behaupten ist nicht ganz richtig. Ihre Zwei ist nicht die wahre Zwei, ihre Vier nicht die wahre Vier, sodass uns jedes Wort, das sie sagen verärgert, und wir nicht wissen, wo wir anfangen sollen, um sie zu korrigieren.

 

For nonconformity the world whips you with its displeasure. And therefore a man must know how to estimate a sour face. (…) the sour faces of the multitude, like their sweet faces, have no deep cause, but are put on and off as the wind blows and a newspaper directs. (S.45/46)

Wegen Nonkonformität peitscht dich die Welt mit ihrem Missfallen. Und deshalb muss ein Mann [Mensch] wissen, wie man ein sauertöpfisches Gesicht einschätzt. (…) Die sauren Gesichter der Masse haben, wie ihre süßen Gesichter, keinen tiefen Grund, sondern werden aufgesetzt und wieder abgesetzt, je nachdem, wie der Wind weht und eine Zeitung es vorgibt.

 

Suppose you should contradict yourself; what then? (…) With consistency a great soul has simply nothing to do. He may as well concern himself with his shadow on the wall. Speak what you think now in hard words, and to-morrow speak what to-morrow thinks in hard words again, though it contradict everything you said to-day. (S.46/47)

Angenommen, Sie widersprechen sich selbst. Was dann? (…) Mit Konsequenz hat eine große Seele einfach nichts zu tun. Sie könnte sich genauso gut mit ihrem Schatten an der Wand beschäftigen. Sagen Sie in harten Worten, was Sie jetzt denken, und sagen Sie morgen wieder in harten Worten, was Sie morgen denken, auch wenn es allem widerspricht, was Sie heute gesagt haben.

 

In this pleasing, contrite wood-life which God allows me, let me record day by day my honest thought without prospect or retrospect, and, I cannot doubt, it will be found symmetrical, though I mean it not and see it not. My book should smell of pines and resound with the hum of insects. The swallow over my window should interweave that thread or straw he carries in his bill into my web also. (S.47/48)

In diesem erfreuenden, anspruchslosen Waldleben, das Gott mir gewährt, lass mich Tag für Tag meine ehrlichen Gedanken ohne Voraus- oder Rückblick niederschreiben, und ich kann nicht daran zweifeln, dass sie sich als ausgeglichen erweisen werden, auch wenn ich es nicht meine und nicht sehe. Mein Buch sollte nach Kiefern riechen und vom Summen der Insekten widerhallen. Die Schwalbe über meinem Fenster sollte den Faden oder Strohhalm, den sie in ihrem Schnabel trägt, auch in mein Bedeutungsgewebe einweben.

 

Frederic_Edwin_Church_-_Home_by_the_Lake_(1852)-560

USA 1852 - Frederik Edwin Church - Home by the Lake (Licensing: Wikimedia)

 

 

 

 

I will stand here for humanity, and though I would make it kind, I would make it true. Let us affront and reprimand the smooth mediocrity and squalid contentment of the times, and hurl in the face of custom, and trade, and office, the fact which is the upshot of all history, that there is a great responsible Thinker and Actor working wherever a man works; that a true man belongs to no other time or place, but is the centre of things. Where he is, there is nature. He measures you, and all men, and all events. Ordinarily, everybody in society reminds us of somewhat else, or of some other person. Character, reality, reminds you of nothing else; it takes place of the whole creation. The man must be so much, that he must make all circumstances indifferent. Every true man is a cause (…) (S.49/50)

Ich werde hier für die Menschheit eintreten, und obwohl ich sie freundlich und wahrhaftig machen möchte: Lassen Sie uns die glatte Mittelmäßigkeit und die schmutzige Zufriedenheit der Zeit beleidigen und tadeln und den Gewohnheiten, dem Handel und dem Offiziellen die Tatsache ins Gesicht schleudern, die das Ergebnis der gesamten Geschichte ist, dass es einen bedeutenden, verantwortlichen Denker und Akteur gibt, der überall dort arbeitet, wo ein Mensch arbeitet; dass ein wahrer Mensch keiner anderen Zeit oder keinem anderen Ort angehört, sondern der Mittelpunkt der Dinge ist. Wo er ist, ist die Natur. Er misst Sie, wie alle anderen Menschen und alle Ereignisse. Normalerweise erinnert uns jeder in der Gesellschaft an etwas anderes oder an eine andere Person. Dagegen Charakter, Realität, erinnert an nichts anderes; sie nehmen den Platz der gesamten Schöpfung ein. Der Mensch muss so viel sein, dass er alle Umstände gleichgültig lässt. Jeder wahre Mensch ist eine Verursachung, eine Kausalität (…)

 

The picture waits for my verdict: it is not to command me, but I am to settle its claims to praise. (S.50)

Das Bild wartet auf mein Urteil: Es kann mir nichts befehligen, sondern ich bin es, der seinen Anspruch auf Lob erfüllt.

 

The magnetism which all original action exerts is explained when we inquire the reason of self-trust. Who is the Trustee? What is the aboriginal Self on which a universal reliance may be grounded? What is the nature and power of that science-baffling star, without parallax, without calculable elements (…) (S.52)

Der Magnetismus, den jede ursprüngliche Handlung ausübt, wird erklärt, wenn wir nach dem Grund für das Selbstvertrauen fragen. Wer ist der Bevollmächtigte [Sachwalter, Treuhänder]? Was ist das eingeborene [Usprungs-] Selbst, auf das ein universelles Vertrauen gegründet werden kann? Was ist die Natur und Macht dieses die Wissenschaft verblüffenden Sterns, ohne Parallaxe, ohne berechenbare Elemente (…)

 

Here are the lungs of that inspiration which giveth man wisdom, and which cannot be denied without impiety and atheism. We lie in the lap of immense intelligence, which makes us receivers of its truth and organs of its activity. When we discern justice, when we discern truth, we do nothing of ourselves, but allow a passage to its beams. (S.52)

Hier sind die Lungen jener Inspiration, die dem Menschen Weisheit verleiht und die nicht geleugnet werden kann, ohne Gottlosigkeit [Respektlosigkeit] und Atheismus. Wir liegen im Schoß einer immensen Intelligenz, die uns zu Empfängern ihrer Wahrheit und zu Organen ihrer Aktivität macht. Wenn wir Gerechtigkeit erkennen, wenn wir Wahrheit erkennen, tun wir nichts von uns aus, sondern lassen ihre Strahlen durch.

 

The centuries are conspirators against the sanity and authority of the soul. Time and space are but physiological colours which the eye makes, but the soul is light; where it is, is day ; where it was, is night (…) (S.54)

Die Jahrhunderte sind Verschwörer gegen die Vernunft [Zurechnungsfähigkeit, Gesundheit] und Autorität der Seele [Gemüt, Herz]. Zeit und Raum sind nur physiologische Farben, die das Auge erzeugt, aber die Seele ist Licht; wo sie ist, ist Tag; wo sie war, ist Nacht (…)

 

Sam & Dave - Soulman

 

 

When good is near you, when you have life in yourself, it is not by any known or accustomed way; you shall not discern the footprints of any other; you shall not see the face of man; you shall not hear any name;— the way, the thought. the good, shall be wholly strange and new. It shall exclude example and experience. (S.55/56)

Wenn das Gute in deiner Nähe ist, wenn du Leben in dir hast, dann geschieht dies nicht auf irgendeinem bekannten oder gewohnten Weg; du wirst die Fußspuren anderer nicht erkennen; du wirst das Gesicht eines Menschen nicht sehen; du wirst keinen Namen hören – der Weg, der Gedanke, das Gute werden völlig fremd und neu sein. Es wird Vorbilder [Muster, Beispiele, Leitbilder] und Erfahrungen [Routine, Praxis] ausschließen.

 

But your isolation must not be mechanical, but spiritual, that is, must be elevation. (S.58)

Doch deine Isolation darf nicht mechanischer, sondern muss spiritueller Natur sein, das heißt, sie muss erhebend sein.

 

This is to be done in our smooth times by speaking the truth. Check this lying hospitality and lying affection. Live no longer (…) to the expectation of these deceived (…) and deceiving people with whom we converse. Say to them, 0 father, 0 mother, 0 wife, 0 brother, 0 friend, I have lived with you after appearances hitherto. Henceforward I am the truth's. (S.59)

Dies muss in unseren [sanften, weichen, reibungslosen] ruhigen Zeiten durch das Sprechen der Wahrheit geschehen. Stoppen Sie diese lügnerische Gastfreundschaft und lügnerische Zuneigung. Leben Sie nicht länger (…) nach den Erwartungen dieser sowohl getäuschten als auch selber täuschenden [hintergehenden] (…) und betrügerischen Menschen, mit denen wir [umgehen] uns unterhalten . Sagen Sie ihnen: 0 Vater, 0 Mutter, 0 Ehefrau, 0 Bruder, 0 Freund, ich habe bisher nach dem Schein mit euch gelebt. Von nun an gehöre ich der Wahrheit.

 

If you are noble, I will love you; if you are not, I will not hurt you and myself by hypocritical attentions. If you are true, but not in the same truth with me, cleave to your companions; I will seek my own. I do this not selfishly, but humbly and truly. It is alike your interest, and mine, and all men's, however long we have dwelt in lies, to live in truth. (S.59)

Wenn du edel bist, werde ich dich lieben; wenn nicht, werde ich weder dir noch mir durch heuchlerische [scheinheilige] Aufmerksamkeiten schaden. Wenn du ehrlich bist, aber nicht in bezug auf die gleiche Wahrheit wie ich, dann halte dich an deine Gefährten; ich werde meinesgleichen suchen. Ich tue dies nicht selbstsüchtig, sondern demütig und aufrichtig. Es ist in deinem und meinem Interesse und im Interesse aller Menschen, in Wahrheit zu leben, egal wie lange wir in Lügen gelebt haben.

 

The populace think that your rejection of popular standards is a rejection of all standard, and mere antinomianism; and the bold sensualist will use the name of philosophy to gild his crimes. But the law of consciousness abides.  (S.60)

Die Bevölkerung [Pöbel, Gesindel, das gemeine Volk]  glaubt, dass Ihre Ablehnung populärer Standards eine Ablehnung aller Standards und bloßer Antinomismus ist; und der freche [dreiste, unverschämte] Sensualist [gemeint ist offenbar ein Hedonist im negativen Sinne] wird den Namen der Philosophie verwenden, um seine Verbrechen zu beschönigen. Aber das Gesetz des moralischen Bewusstseins bleibt bestehen.

 

Let a Stoic open the resources of man, and tell men they are not leaning willows, but can and must detach themselves ; that with the exercise of self-trust new powers shall appear; that a man is the word made flesh, bom to shed healing to the nations, that he should be ashamed of our compassion, and that the moment he acts from himself, tossing the laws, the books, idolatries, and customs out of the window, we pity him no more, but thank and revere him, — and that teacher shall restore the life of man to splendour, and make his name dear to all history.

It is easy to see that a greater self-reliance must work a revolution in all the offices and relations of men; in their religion; in their education; in their pursuits; their modes of living; their association; in their property; in their speculative views. (S.62)

Lassen Sie einen Stoiker die Ressourcen des Menschen erschließen und den Menschen sagen, dass sie keine schiefen Weiden [“krummes Holz”, nach Kant?] sind, sondern sich loslösen können und müssen; dass mit der Ausübung von Selbstvertrauen neue Kräfte erscheinen werden; dass der Mensch das fleischgewordene Wort ist, geboren, um den Völkern Heilung zu bringen, dass er sich unseres Mitleids schämen sollte und dass wir ihn in dem Moment, in dem er aus sich selbst heraus handelt und die Gesetze, die Bücher, den Götzenkult und die Sitten aus dem Fenster wirft, nicht mehr bemitleiden, sondern ihm danken und ihn verehren – und dieser Lehrer wird dem Leben des Menschen seinen Glanz zurückgeben und seinen Namen der ganzen Geschichte teuer machen.

Es ist leicht zu erkennen, dass ein größeres Selbstvertrauen eine Revolution in allen Ämtern und Beziehungen der Menschen bewirken muss; in ihrer Religion; in ihrer Bildung; in ihren Bestrebungen; ihrer Lebensweise; ihrem Umgang; in ihrem Eigentum; in ihren spekulativen Ansichten.

 

As men's prayers are a disease of the will, so are their creeds a disease of the intellect. (S.64)

So wie die Gebete der Menschen eine Krankheit des Willens sind, so sind ihre Glaubensbekenntnisse eine Krankheit des Intellekts.

 

Every new mind is a new classification. If it prove a mind of uncommon activity and power (…) it imposes its classification on other men, and lo! a new system. In proportion to the depth of the thought, and so to the number of the objects it touches and brings within reach of the pupil, is his complacency. (S.64)

Jeder neue Geist ist eine neue Klassifizierung. Wenn er sich als Geist von ungewöhnlicher Aktivität und Kraft erweist, (…) drängt er anderen Menschen seine Klassifizierung auf, und siehe da! Ein neues System. -  Im Verhältnis zur Tiefe des Gedankens und damit zur Anzahl der Objekte, die er berührt [begreift] und in Reichweite des Schülers bringt, steht sein Wohlbehagen.

 

Insist on yourself; never imitate. Your own gift you can present every moment with the cumulative force of a whole life's cultivation; but of the adopted talent of another, you have only an extemporaneous, half possession. That which each can do best, none but his Maker can teach him. No man yet knows what it is, nor can, till that person has exhibited it. Where is the master who could have taught Shakspeare? Where is the master who could have instructed Franklin, or Washington, or Bacon, or Newton? Every great man is a unique. (S.67)

Bestehe auf dir selbst; ahme niemals nach. Deine eigene Gaben kannst du in jedem Augenblick mit der kumulierten Kraft der Entwicklung eines ganzen Lebens präsentieren; aber von der adoptierten Begabung eines anderen besitzt du nur eine improvisierte, halbe Gabe. Das, was jeder am besten kann, kann ihm niemand außer seinem Schöpfer beibringen. Kein Mensch weiß bisher, was es ist, und kann es auch nicht, bis er es gezeigt hat. Wo ist der Meister, der Shakespeare hätte unterrichten können? Wo ist der Meister, der Franklin, Washington, Bacon oder Newton hätte unterrichten können? Jeder große Mann [Mensch] ist einzigartig.

 

Not possibly will the soul all rich, all eloquent, with thousand - cloven tongue, deign to repeat itself (…) (S.67)

Es ist unmöglich, dass die reiche, beredte Seele mit ihren tausend gespaltenen Zungen, sich herablässt, sich zu wiederholen (…)

 

Society is a wave. The wave moves onward, but the water of which it is composed does not. The same particle does not rise from the valley to the ridge, Its unity is only phenomenal. The persons who make up a nation to day, next year die, and their experience with them. (S.70)

Die Gesellschaft ist eine Welle. Die Welle bewegt sich fortschreitend; das Wasser, aus dem sie besteht, jedoch nicht. Das gleiche Teilchen steigt nicht vom Tal zum Kamm auf. Die Einheit [als Welle] ist nur erscheinend. Die Personen, die heute eine Nation bilden, sterben nächstes Jahr – und mit ihnen ihre Erfahrung.

 

(...) Fortune. Most men gamble with her, and gain all, and lose all, as her wheel rolls. But do thou leave as unlawful these winnings, and deal with Cause and Effect, the chancellors of God. In the Will work and acquire, and thou hast chained the wheel of Chance, and shalt sit hereafter out of fear from her rotations. (S.72)

(...) Glück. Die meisten Menschen spielen mit ihm und gewinnen und verlieren alles, wenn sich das Glücksrad dreht. Aber du belasse diese Gewinne als unrechtmäßig und beschäftige dich mit Ursache und Wirkung, den Kanzlern Gottes. Arbeite und erwerbe im Willen, und du hast das Rad des Zufalls angekettet und wirst fortan ohne Angst vor seinen Drehungen dich zurücklehnen.

 

 

 

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Wheel of Fortune (15. Jahdt.) - Lizenz:  Wikimedia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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